Montag, 22. Juli 2013

22. Juli

"Wenn ich dich jetzt küssen würde, wärst du glücklich?" Ja. Ich schüttel mehrmals den Kopf, meine Haare fliegen wie wild durcheinander. "Okey", flüstert er. Ich starre ihn an. Küss mich. Na los. Sein linker Mundwinkel hebt sich, dann streicht er mir langsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du bist wunderschön". Seine Hand verweilt eine Zeit lang auf meiner Wange. Ich stehe da, wie ein Baum. Meine Arme fest an meinen Körper gepresst, Beine zusammen, so flach wie möglich atmen.
"Ich geh dann mal", sagt er. Ich weiß nicht, ob er einen traurigen Unterton hatte. Ich weiß nur, dass er mich dann auf die Stirn küsste, mir durch die Haare streichelte, sich umdrehte &' verschwand.

Dienstag, 2. Juli 2013

2.Juli

Mein bester Freund ist gegangen. Hat mich verarscht. Ist schon am 1.7 geflogen. Michigan. Ohne Rückflug. Nur eine Nachricht hat er mir da gelassen, die alles schlimmer macht:
- Tatjana. Es tut mir leid. Ich hätte dir nicht in die Augen sehen können. Dich einfach da lassen, das hätte ich nicht über mich gebracht.
Ich muss dir was sagen. Ich wollte es schon so lange, aber ich wusste, du wolltest nicht mehr als Freundschaft &' ich konnte es nicht riskieren, dich zu verlieren.
Ich liebe dich.
Jetzt ist es raus, hm? Jaa. Ich liebe dich immer noch. Ich habe dich immer geliebt. Ich werde dich immer lieben.
Ein aufrichtiges Goodbye,
L.

Samstag, 29. Juni 2013

29. Juni

"Noch 1. Woche", hauchst du in mein linkes Ohr. Du drehst dich um &' schläfst, wie auf Kommando, ein. Ich bleibe einfach neben dir sitzen. Du meintest nicht, dass in einer Woche die Sommerferien beginnen, nein, sicher nicht. Du meintest, dass du, in genau einer Woche, im Flugzeug sitzen wirst. Zurück in die Usa. Zurück, in unsere Heimat. Zurück, zu unserem Zuhause. Zurück. Nur halt, ohne mich.
Ich sehe, wie sich dein Brustkorb langsam &' gleichmäßig hebt &' senkt. Du kannst nicht ohne ihn, stimmt's? Du bist verloren. L. wird dich aber verlassen. So wie es jeder vor ihm getan hat.
Ich schluchze. Halte mir aber dann den Mund zu. Drücke mich langsam aus deinem Bett, schleiche durch den Flur, öffne die Haustür &' gehe.
Zurück?

Sonntag, 23. Juni 2013

23.Juni.

Meine Füße schleifen über den Asphalt. Musik dröhnt in meinen Ohren. Mir ist kalt, obwohl es draußen angenehme 25º sind. Mein Handy vibriert. Ich versuche zu erkennen, wer der Anrufer ist, doch meine Hand zittert zu sehr. Also nehme ich einfach an.
"Ja?" melde ich mich. "Tatjana. Ist alles in Ordnung? Du hörst dich so.. müde an." Ich trete einen Stein weg, der vor mir auf der Straße liegt. L.'s Stimme habe ich mehr als 4Tage schon nicht mehr gehört. "Bin ich auch", antworte ich. Der Himmel über mir ist grau. So gefällt mir es am Besten. "Was ist passiert?", seine Stimme zittert, als würde er es schon ahnen. Ich knurre ins Handy. Mehr bringe ich nicht raus. Zu mehr bin ich nicht im Stande. "Tatjana?" Reiß dich zusammen &' antworte. Lüg ihn an. Mach schon. "Ich hab nur schlecht geschlafen. Mir geht's gut.. ich muss mal Schluss machen. Bis nachher" "Okey. Bis nachher" Es klickt. Stille.
In meinem Kopf dreht sich alles.
Muss mich setzen.
Muss an N. denken. Wie er mich gegen die Wand presst &' küsst.
Muss an J. denken. Wie er mich in den Armen hält, sagt, dass ich die wichtigste Person in seinem Leben bin.
Muss an L. denken. Was ein glückliches Pärchen wir mal waren. Wie gute Freunde wir jetzt sind.
Muss heulen.
Musst sterben.

Freitag, 21. Juni 2013

21.Juni

1 Jahr. Ein ganzes Jahr. 365 Tage. Du hast dich nicht verändert.
Die Art, wie du da stehst. Gegen die graue Wand gelehnt, in der Rechten die Kippe, American Spirit, wie immer, in der Linken dein Handy, Blick starr nach unten gerichtet.
Ich bin noch 5 Meter von dir entfernt, trotzdem kann ich schon dein Parfüm riechen, das sich mit dem Geruch der Zigaretten mischt.
Meine Schritte werden langsamer, vorsichtiger. Was tust du, verdammt? Erinnerst du dich nicht mehr? Er hat dich kaputt gemacht, benutzt, weggeworfen. Dreh um. 
Ich stehe vor ihm. "Heii, N", höre ich mich sagen. Er schaut nicht hoch. "Du bist wirklich gekommen?". Seine Stimme brennt in mir. 1 Jahr. Ich bekomme Gänsehaut. "Ja. Sieht wohl so aus. Was willst du?" Stille. Viel zu lange. Viel zu leise. "Dich".
Endlich schaut er hoch.
Seine Augen. Genauso grün, wie vor 365 Tagen. "Ich hab einen Freund", sage ich langsam. Er fixiert mich. Versucht in mich zu schauen, versucht meine Gedanken zu sehen. Vergeblich. "Mir egal". "Mir aber nicht". "Du wärst nicht gekommen, würdest du ihn..". "Halt deine Klappe". Ich drehe mich um. Renne. Versuche es zu mindestens. Er umfasst meinen Oberarm. Wirbelt mich herum. Drückt mich gegen die Wand.
Ich hatte schon fast den Geschmack seiner Lippen vergessen. Lange, sehr lange presst er seine auf meine. Ich wehre mich nicht. Es gefällt mir. Ich habe es vermisst. Es tut mir leid, J.
Es beginnt alles wieder von vorne, dummes Mädchen.